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09.10.2018, 23:22 Uhr | Susanne Reichert
Verweigerung einer weiteren Amtszeit für Ansgar Wucherpfennig setzt falsches Signal

Mit Unverständnis reagiert der Vorsitzende der CDU Oberrad, Stadtverordneter und Ortsvorsteher Christian Becker auf die Information, dass dem Rektor der Theologischen Hochschule St. Georgen, Ansgar Wucherpfennig, seitens des Vatikans eine weitere Amtszeit in selbiger Funktion verweigert wird. „Die Katholische Kirche ist – ebenso wie die Evangelische – eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Sie betreibt Kindergärten, fungiert als Träger von Pflegeeinrichtungen, arbeitet im Bereich der Seelsorge und die Theologische Hochschule St. Georgen ist in unserem Stadtteil stark verankert.“



Christian Becker
 

Erst vor knapp vier Wochen hatte Ansgar Wucherpfennig gemeinsam mit der Pfarrerin Anne-Katrin Helms von der evangelischen Erlösergemeinde im Rahmen der Oberräder Gewerbeschau „Oberrad am Start“ einen ökumenischen Gottesdienst auf dem Buchrainplatz gestaltet. „Der ganze Buchrainplatz war voller Menschen – Menschen unterschiedlichster Herkunft und Hautfarbe, unterschiedlicher Religionszugehörigkeit, Paare, Singles, Großeltern, Eltern, Kinder und mit Sicherheit auch gleichgeschlechtliche Paare und Ehepaare. So bunt und vielfältig präsentiert sich im 21. Jahrhundert unsere Gesellschaft. Dass sich ein Pater der Katholischen Kirche für die Akzeptanz dieser Vielfalt einsetzt, steht für mich nicht im Widerspruch mit dem Katholischen Glauben“, erklärt Christian Becker, selbst Katholik.

 

Gerade die Kirche wird eng verknüpft mit Themen wie Integration, Asyl, Zuflucht und Widerstand gegen Ausgrenzung in jeder Form. Für nichts anderes tritt Ansgar Wucherpfennig in seiner Funktion als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen ein. Natürlich kann sich eine traditionelle Glaubensgemeinschaft wie die Katholische Kirche nicht jedem Modetrend unterwerfen und aufgreifen, was gerade populär ist. Aber es gibt gesellschaftliche Entwicklungen, die sich über einen langen Zeitraum hinweg aus der Tabuzone herausgearbeitet haben und vor denen man die Türe nicht verschließen darf - gerade wenn man junge Menschen erreichen und begeistern möchte. Im 21. Jahrhundert, in dem Themen wie die „Lebensgemeinschaft gleichgeschlechtlicher Paare“ und die „Ehe für alle“ endlich öffentliche Akzeptanz finden, sollte das auch in den christlichen Glaubensgemeinschaften kein Tabuthema sein.

 

„Einen engagierten und angesehenen Pater wie Ansgar Wucherpfennig für sein weltoffenes Engagement zu bestrafen und ihm das ‚Nihil obstat‘ zu verweigern, ist ein Signal in die falsche Richtung und ich würde es sehr bedauern, wenn die Theologische Hochschule St. Georgen auf seinen Rektor und Oberrad auf einen engagierten Repräsentanten der Katholischen Kirche verzichten müsste“, betont Christian Becker abschließend.